In Essen ist Marc Mühenbeck bekannt wie ein bunter Hund. Als "Titan" segelt er seit Jahren durch die Strafräume der Kreisligen. Doch zu Beginn seiner Karriere klopfte der Torwart auch mal weiter oben an.
„In der Jugend habe ich bei ETB gespielt. Danach bin ich über Union Mülheim zu Rot-Weiß Oberhausen in die A-Jugend gekommen“, erinnert sich Mühlenbeck. Mit RWO – die Profis spielten damals um die Jahrtausendwende herum in der 2. Bundesliga – gelang sogar der Aufstieg in die höchste U19-Spielklasse. Trainiert wurde Mühlenbeck damals von Achim Meyer, dem Vater vom Ex-Schalker Max Meyer.
Man muss halt schauen, wo man gerade spielt, wie hoch die Chance ist, dass man das wirklich schafft und wie hoch das Risiko ist, das man eingeht.
Marc Mühlenbeck
„Nach dem Aufstieg hatten wir wirklich fünfmal die Woche Training, also sechs Tage die Woche Fußball“, erinnert sich der mittlerweile 42-Jährige. Ein Aufwand, der zu dieser Zeit nicht zu bewältigen war. „Das hat man damals, wenn man das Abitur auf dem normalen Weg machen wollte und keinen Manager hatte, der dir alles abnimmt, nicht geschafft. Ich habe es auch gar nicht versucht, weil das natürlich utopisch war.“
Mühlenbeck erklärt: „Man muss halt schauen, wo man gerade spielt, wie hoch die Chance ist, dass man das wirklich schafft und wie hoch das Risiko ist, das man eingeht. Hätte ich bei Bayern, dem BVB oder Schalke gespielt, dann wäre das noch etwas anderes gewesen.“
So aber entschied er sich für die Schule und gegen den Fußball. „Das Elternhaus spielt da natürlich auch immer eine Rolle. Ich würde sagen, ich wurde zu meinem Glück gezwungen. Wenn du als 18- oder 19-Jähriger in der Situation selber entscheiden kannst, dann machst du wahrscheinlich eher das, was dir mehr Bock macht.“
Nach dem Zivildienst folgte das Studium
So sicherte sich der Torwart jedoch sein Abitur. Und dann? „Ich wusste, wie die meisten, gar nicht was ich machen wollte. Dann habe ich erstmal meinen Zivildienst abgeleistet. Schön im Altenheim in der Wäscherei, die alte Schule. Das werde ich nicht vergessen.“ Anschließend gab es immerhin einen groben Plan - „ich wollte auf jeden Fall Sport studieren und in Essen bleiben".
Die Kombination bot allerdings keine großen Optionen. „Da gab es nur die Möglichkeit, Sport auf Lehramt zu studieren. Da dachte ich mir: 'Gut, dann wirst du halt Lehrer.' Das war ziemlich spontan“, erinnert sich Mühlenbeck, der bis heute in dem Job tätig ist und an einem Herner Berufskolleg Sport und Politik unterrichtet.
Mit mehr als 20 Jahren Abstand ist er überzeugt, damals „natürlich die richtige Entscheidung“ getroffen zu haben. „Mit 42 sagt man sich jetzt auch: 'Alles richtig gemacht.' Es macht auch eine Menge Spaß, aber man denkt mit 20 natürlich noch anders.“
Dennoch gesteht Mühlenbeck: „Mit dem Wissen von heute hätte ich zwar den selben Weg eingeschlagen, aber doch einige Sachen anders gemacht. Vielleicht hätte ich nochmal irgendwas anderes versucht, oder etwas länger studiert und trotzdem auf die Profikarriere geschielt, so hat es der Musa Celik ja auch gemacht. Er war quasi das Paradebeispiel, aber er war auch nochmal eine Nummer besser. Ein geiler Typ.“ Mit dem neunmaligen Zweitligaspieler für RWO studierte der Lehrer gemeinsam.
Wenn einer die Hallenstadtmeisterschaft holen will, soll er sich melden
"Titan" Marc Mühlenbeck
Dem Fußball ging der Titan jedoch bekanntermaßen weiter nach, wenn auch auf einem anderen Niveau. Die aktuelle Spielzeit startete er im Tor mit der TuS Bergeborbeck, die ihre Mannschaft mittlerweile jedoch aus der Kreisliga B zurückgezogen hat. Ans Aufhören denkt Mühlenbeck jedoch weiterhin nicht. „Wenn ein gutes Angebot kommt, dann werde ich das mit meiner Frau absprechen. Wenn ich da das Okay bekomme, dann wage ich nochmal den Schritt“, kündigt der 42-Jährige an.
„Der Felix Herzenbruch ist ja auch noch ohne Verein, ich bin ja nicht der Einzige. Es gibt viele Spieler, die noch auf den großen Vertrag warten“ scherzt der 42-Jährige. „Spätestens im Winter“, würde der Titan dann gerne wieder zwischen den Pfosten stehen, „Wenn einer die Halle holen will, soll er sich melden“, blickt Mühlenbeck bereits mit einem Augenzwinkern auf die prestigeträchtige Essener Hallenstadtmeisterschaft in der Winterpause.